Durch Verordnung vom 29. Juni 1821 wurde das Territorium des Kurfürstentum Hessen in die 4 Provinzen Niederhessen, Oberhessen, Fulda und Hanau unterteilt. Die Provinzen zerfielen wieder in einzelne Kreise. Oberhessen sollte in 4 Kreise eingeteilt werden. Am 30. August 1821 wurde die neue Kreiseinteilung bekanntgegeben. Der neugeschaffene Kreis Kirchhain besaß eine Einwohnerzahl von 22.094. Zu diesem Zeitpunkt wurden in unserer Gemeinde 43 Häuser und 314 Einwohner gezählt.
Durch die päpstliche Bulle vom 16. August 1821 wurde die katholische Bevölkerung Kurhessens dem seit 1752 bestehenden Bistum Fulda zugeordnet. Die Pfarrei Anzefahr blieb Teil des nunmehr fuldischen Dekanates Amöneburg. In hiesiger Pfarrei waren seit der Zugehörigkeit zum Bistum Fulda folgende Pfarrer tätig:
Georg Latsch von 1832 – 1842 (gest. 1855)
Johann M. Henkel von 1842 – 1864 (gest. 1864)
Clemens Sippel von 1864 – 1867 (gest. 1867)
Heinrich Walther von 1867 – 1886 (gest. 1886)
Kaspar Schick von 1887 – 1903 (gest. 1935)
Wilhelm Hülsmann von 1903 – 1933 (gest. 1933)
Adolf Farnung von 1933 – 1952 (gest. 1952)
Hermann Henkel von1952 – 1955 (gest. 1987)
Otto Fangohr von 1956 – 1960 (gest. 1996)
Augustin Möller von 1960 – 1971 (gest. 1981)
Dieter Hummel von 1971 – 1981
Ulrich Wittek seit 1981
Im 19. Jahrhundert übernahm das Verkehrsmittel Eisenbahn die Bedeutung der Landstraßen und Wasserwege. Streitigkeiten über den Bau und die Streckenführung verzögerten den Bau der Main-Weser-Bahn. Erst 1841 fiel die Entscheidung für den Ausbau der Strecke
Marburg-Gießen, die dann 1845 in dem Staatsvertrag zwischen Kurhessen, dem Großherzogtum und der Stadt Frankfurt festgeschrieben wurde. Mit dem Teilstück von Kassel über Marburg und Giessen nach Frankfurt wurde erst im Jahre 1849 begonnen. Die Bahn war im Frühjahr 1850 bis Marburg und am 15. Mai 1852 bis Frankfurt fertiggestellt. In der Folgezeit brachte der Bahnbau in unserem Raume auch für die Gemeinden Vorteile, da nicht wenige Einwohner als Eisenbahner nun ihr Auskommen fanden und so vielerorts eine neue Berufsgruppe entstand. Der Haltepunkt (Bahnhof) Anzefahr wurde um 1900 in Betrieb genommen.
Pfarrer Walther
Am 10. Dezember 1834 wurde "das kreuz aus dem Strauchfeld abgebrochen und auf dem hiesigen Kirchhof wieder aufgestellt". Der Gemeinderat beabsichtigte, den Totenhof entsprechend zu vergrößern. Am 16. Juli 1838 verkauften George Hühn aus Anzefahr und sein Schwager Kaspar Petri aus Bauerbach ihren Garten neben dem Friedhof für 12 Taler. Im gleichen Jahr wurde die neue Einfriedung beim Maurermeister Peter Biecker in Auftrag gegeben und auch fertiggestellt. Die Mauer war 60 Meter lang, 1,60 Meter hoch und kostete 50 Taler. 1860 wurde an dieser Mauer ein gemeindeeigener Bau mit einem Dach, der zur Aufbewahrung der "Feuerlöschgerätschaften" diente, errichtet. Hier wurde von der Gemeinde eine neue Feuerspritze im Jahre 1860 angeschafft.
Das Hirtenhaus
Hieronymus Feußner
Anzefahr
1862
Cigarren und Menschen
(Mel. Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen etc.)
Die Cigarren und die Menschen
sind in vielem sich ganz gleich.
Drum will ich die Ähnlichkeiten
Liebe Freunde künden Euch.
Die Geburt zeigt uns bei beiden
Bei Cigarren und beim Kind,
daß, da man sie beide wickelt,
beide Wickelkinder sind.
Und je feiner die Cigarren
und das Kind von Abkunft sind,
desto feiner sind gewickelt
die Cigarren und das Kind.
Junge Menschen und Cigarren
haben oft viel Feuchtigkeit
und die trocknet nur bei beiden
erst das Alter und die Zeit.
Bei den jüngeren Cigarren
geht das Feuer öfter aus,
doch die Alten ja die halten
mit dem Feuer spärlich haus.
So stirbt auch bei jungen Menschen
oft die Lebensflamme hin,
während man bei vielen Alten
sie noch kräftig sieht erblühn.
Bei Cigarren und bei Menschen
kauft man manches oft für echt
und was man für echt gehalten
zeigt sich dann als falsch und schlecht
doch die Täuschung zahlt oft theuer
dann der wer aufs Deckblatt sieht
Zwischen Sein und zwischen Scheinen
liegt ein großer Unterschied.
Bei Cigarren wie bei Menschen
zeigt sich die Vergänglichkeit.
Beide werden einst zu Asche,
Beide sind ein Raub der Zeit
drum genießt Cigarre und Leben
nicht mit all zu raschem Zuge
sonst zerfällt wie die Cigarre
ihr zu früh dem Aschenkruge.
Cigarren en gros Friedrich Pfeffer Main-Weser-Bahn
Am alten Friedhof befinden sich zwei markante alte Steine, der eine aus dem Jahre 1684 und der andere dürfte wohl hundert oder mehr Jahre älter sein. Zum Grabstein des Johannes Lauer gehört folgende Inschrift: "Hier Ruhet in Gott Der Ehrnhaffte Johannes Lauer ist in seinem Erlöser Christo Seelig entschlaffen. Ano 1684 Monat Decembr. Seines Alters 73 Jahr Seine Hausfrau Catarina geboh Grälingin haben im Ehestandt Erzeuget 8 Kinder 5 Söhn 3 Töchtern welche Dieses Gedächtnis aufgericht". Einsam steht der alte Kreuzstein mit der Inschrift: "GOT GEBE IN EIN KLICKSELIG ENT", d.h. "Gott gebe ihm ein glückseliges Ende". Das oben erwähnte Strauchfeld-Kreuz ist im Laufe der Zeit an die Südseite der Kirche verlagert worden. Das Kreuz ist 1945, ausgerechnet am Karfreitag, von den Amerikanern völlig zerschossen worden.
Die Namen der Hofbesitzer im Vergleich zwischen dem Lagerbuch von 1807 und dem 1892 beginnenden Brandversicherungskataster :Haus Nummer |
Besitzer lt. Lagerbuch von 1807 |
Besitzer lt. Brandversicherungs- kataster |
1 | Franz Fischer | Heinrich Siegfried Emmerich |
2 | Johs. Müller | Johann Joseph Pfeffer |
3 | Johs. Lauer | Peter Leopold Bodenbender |
4 | Joh. Heinrich Spill | Peter Christoph Lauer |
5 | Andreas Staubitz | Paul Lauer |
6 | Johs. Freidhof | Ludwig Freidhof |
6 1/2 | Wilhelm Preuhs | Johannes Born |
7 | Heinrich Bonacker | Friedrich Bonacker |
8 | Joh. Kern | Volpert Pfeffer |
9 | Franz Konrad Wetzer | Johannes Weitzel |
9 1/2 | Johann Joseph Spill | |
10 | Johs. Scherer | Johannes Sprenger |
10 1/2 | Christian Biecker | |
11 | Jacob Stebe | Pfarrei |
12 | Johs. Bodenbender | Heinrich Otto Lauer |
13 | Joh. Heinrich Kraus | Johann Joseph Kißling |
14 | Siegfried Martel Erben | Johannes Freidhof |
15 | Ludwig Kremer | Ferdinand Kremer |
16 | Joseph Damm | Karl Damm |
Haus Nummer |
Besitzer lt. Lagerbuch von 1807 |
Besitzer lt. Brandversicherungs- kataster |
17 | Martin Mengel | Johann Joseph Nahrgang |
18 | Andreas Bromm | Georg Trier |
19 | Heinrich Jakobi | Peter Joseph Boland |
20 | Johs. Bicker sen. | Heinrich Herwig |
21 | Kaspar Paul | Heinrich Herwig |
22 | Johannes Bicker jun. | Peter Joseph Hühn |
23 | Konrad Feußner | Anton Feußner |
24 | Volpert Jüngst | Joseph Jüngst |
25 | Heinrich Feußner | Georg Adam Feußner |
26 | Johs. Trier | Georg Fritsch |
27 | Gemeinde Schulhaus | Schule |
28 | Johs. Zecher | Friedrich Bonacker |
28 1/4 | Johannes Krauskopf | |
28 1/2 | Joseph Mengel | |
29 | Backhaus | Backhaus |
30 | Volpert Kern | Christoph Trier |
31 | Heinrich Weber | Konstantin Hühn |
32 | Peter Trier | |
33 | Franz Konrad Bodenbender | Ferdinand Bodenbender |
34 | Pfarrei Güter | Leonhard Bodenbender |
35 | Joseph Hofacker | Anton Hofacker |
36 | Heinrich Weil | Peter Joseph Weil |
37 | Johs. Huhn | Ferdinand Hühn |
38 | Johs. Fritsch | Konrad Hühn |
38 1/2 | Georg Fritsch | |
39 | Johs. Feußner | Peter Weitzel |
40 | Heinrich Kilber | Konrad Schold |
41 | Heinrich Joseph Lauer | Johann Konrad Feußner |
42 | Hirtenhaus | Hirtenhaus |
43 | Gemeinde Brauhaus | |
46 | Johannes Weitzel | |
47 | Johannes Nahrgang | |
47 1/2 | Johannes Nahrgang | |
48 | Wenzel Feußner | |
49 | Hieronymus Matt | |
51 | Franz Volpert | |
54 | Kirche mit Turm | |
55 | Johannes Seim | |
57 | Friedrich Pfeffer | |
58 | Johannes Krauskopf | |
Haus Nummer |
Besitzer lt. Lagerbuch von 1807 |
Besitzer lt. Brandversicherungs- kataster |
59 | Theodor Dautzenroth | |
60 | Johann Joseph Kißling | |
61 | Karl Kremer | |
62 | Joseph Sprenger | |
63 | Ludwig Lauer | |
64 | Veronika Weitzel | |
65 | Konrad Hühn | |
66 | Heinrich Lauer | |
67 | Ferdinand Kremer | |
68 | Lorenz Schüßler | |
69 | Konstantin Hühn | |
70 | Heinrich Bauerbach |
Haus Kaufmann und Kaczmarek